Letzter Bremer Vertreter im Mannschaftspokal ausgeschieden

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Die Ersten werden die Letzten sein: In ziemlich abgewandelter Form bewahrheitete sich dieser Sinnspruch bei der diesjährigen Pokal-Mannschaftsmeisterschaft der Spielgemeinschaft Bremen/Niedersachsen.

Denn aufgrund der beispiellosen Öffentlichkeitsarbeit für hiesige Pokalwettbewerbe fand sich heuer mit dem SK Bremen-Nord im Herbst 2011 nicht nur der erste Interessent aus dem kleinsten Bundesland für diesen Wettbewerb, sondern auch -Sie ahnen es- der einzige Vertreter. Die Chancen standen also gut, wie anno 2009/10 wieder furios ins Halbfinale vorzudringen, um in der Vorrunde zur Deutschen Pokalmeisterschaft die Bremer Farben würdig zu vertreten (seinerzeit mit 1,5:2,5 gegen den Zweitligisten SK Norderstedt nach wackerem Kampf bis in die Abendstunden unterlegen).

Doch nachdem ein traditionell aus Vertretern sämtlicher Mannschaften gebildetes Viererteam schadlos die ersten beiden Runden überstand (1.Runde Freilos, 2.Runde 4:0 beim SV Wesel irgendwo in der Lüneburger Heide - mit kostenloser Bewirtung !!!), hingen die Trauben im -nunmehr bereits- Viertelfinale am vergangenen Sonntag gegen Oberliga-Spitzenreiter Union Oldenburg im Aumunder Vereinslokal doch ein bißchen zu hoch.

Nominell durchschnittlich einige Hundert DWZ-Punkte im Hintertreffen, gelang aber mit einem 1:3 ein durchaus achtbares Ergebnis, wobei zwei altgediente Nordbremer Spieler die Vogelwelt jeweils auf völlig unterschiedliche Weise dezimierten: So gelang es dem Autor "dank" ungenügender Nachtruhe und Vorbereitung auf die Englische Eröffnung ("mal eben im Watson blättern"...) doch tatsächlich, auf dem Spielniveau > 2000 an Brett 1 gegen Sebastian Müer (Dritter dier diesjährigen Niedersächsischen Meisterschaft, 2205 DWZ) eine Partie innerhalb von ganzen sechs Zügen an die Wand zu fahren! Das matte Hirn ermutigte die Gliedmaßen noch zu ein paar weiteren Zügen, aber die häusliche Aussage von Fritz (minus 9.50 = "laß es bleiben!") unterstrich nachträglich die Notwendigkeit, die Mannschaft nach etwas über 30 Minuten ausschließlich moralisch zu unterstützen...

Altmeister Wilfried Pundt ließ sich von derlei Stümperhaftigkeiten nicht aus der Ruhe bringen und vollbrachte dagegen am Nachbarbrett gegen Ernst Heinemann (2105) ein kleines Meisterwerk. Obwohl für seine Verhältnisse als Führer der weißen Steine doch recht milde gestimmt, wurde er von seinem Gegner mit ...d6,...g6 und später  ...b5 auf den logischen Zug 1.e4 geradezu daran gehindert, es ruhig angehen zu lassen. Ergo visierte der Freund der Ansichten Anthony Miles´ ("Ein Opfer, das man berechnen kann, ist keines...!") auf der rechten Seite kurzerhand den Königsflügel an und warf alsbald einige Leichtfiguren ins Geschäft, um den gegenerischen König auf sehenswerte Weise über die Brettmitte zu jagen, bis diesem dann kurz vor Erreichen der Pundt´schen Grundlinie die Puste ausging. Wir können gewiß sein, noch oft von diesem grandiosen Erfolg, errungen in leider viel zu selten anzutreffender romantsicher Spielweise, zu hören. Dank auch (ohne jeglichen Hohn) an den Gast, der dieses Ereignis mit ermöglicht hat. Ich werde mich um die Aufzeichnungen des Helden zwecks Darreichung für die Nachwelt bemühen.

Weitere Einzelergebnisse sind der Turnierseite http://nsv-online.de/ligen/pokal-1112/ zu entnehmen.

Eine Teilnahme an diesem Wettbewerb ist nicht nur aufgrund der (meist auswärtigen) Begegnungen mit Schachvereinen in malerischten Gegenden und ausnahmsloser Gastfreundschaft, von deren Existenz man vorher oft nicht zu Träumen wagte, lohnenswert. Auch in anderer Hinsicht könnten sich Highlights z.B. für jüngere Schacheleven ergeben: So bot der für seine Jugendarbeit bekannt gewordene SV Lingen in der vorherigen Runde gegen Nordhorn an Brett 1 keinen geringeren Experten als Viktor Korchnoi auf !

Also. Augen auf; Totgesagte leben länger! Das gilt nicht nur für manche Schachgrößen vergangener Tage, sondern beizeiten auch für Wettbewerbe, von denen bereits einige Funktionäre nicht mehr viel wissen wollen?!