Sechs von neuen Runden der Deutschen Meisterschaften (DEM) in Verden sind nun absolviert. Zweidrittel der 85. Deutschen Schachmeisterschaften sind damit bereits Geschichte. Grund genug also, einen Blick auf das weitere Abschneiden der 11 Spieler des Bremer Landesverbandes (LSB) bei diesem Höhepunkt des norddeutschen Schachsports zu werfen. Soviel sei an dieser Stelle schon verraten: Einige Blütenträume sprießen und gedeihen immer noch, während bei anderen LSB-Akteuren die Blumen leider schon etwas verwelkt erscheinen. Fangen wir aber zunächst mit den erfreulichen LSB-Nachrichten aus Verden an:
Die positive Überraschung der Meisterschaft aus LSB-Sicht ist bisher Dmitrij Kollars.
Als Nummer 27 der Setzliste liegt er im Augenblick mit 3,5 Punkten auf einem ausgezeichneten 15. Platz bei der DEM. In Runde 4 setzte Dmitrij mit seiner aggressiven Spielweise den erfahrenen IM Martin Breutigam derartig unter Druck, dass der in einer komplizierten Stellung völlig den Faden verlor und Dmitrij ein schwungvoller Angriffssieg mit Schwarz gelang. Nach einer Niederlage in Runde fünf gegen den starken IM Hagen Poetsch folgte in Runde 6 ein schöner Schwarzsieg in einem Zweispringerspiel gegen FM Thomas Thiel. Das attraktive Angriffsschach von Dmitrij macht viel Spaß und Lust auf mehr. Er ist damit eine echte Bereicherung des Turniers. Wenn es für Dmitrij so gut weiterläuft, ist sicherlich eine Platzierung in den Top 20 der DEM möglich.
Lediglich einen halben Punkt mehr als Dmitrij hat im Moment Matthias Blübaum. Mit vier Zählern liegt er im Augenblick auf Platz 5 der DEM-Tabelle. Nach dem hervorragenden Start mit drei Siegen folgte leider eine Niederlage gegen den topgesetzten Daniel Fridman sowie zwei Unentschieden gegen Rainer Buhmann und Hagen Poetsch. Mit einem Punkt Rückstand auf die Tabellenspitze ist der Kampf um den Titel jetzt sicherlich schwierig. Aber ein Platz unter den ersten Drei ist ohne Zweifel für Matthias immer noch möglich.
Ebenfalls vier Punkte hat im Augenblick auch Tobias Jugelt und belegt mit dieser Punktausbeute im Moment Rang 10 in der DEM-Tabelle. Tobias spielt sehr solides Schach. Nach einem hübschen und sehenswerten Kurzsieg in nur 21 Zügen gegen den FM Willi Skibbe folgte ein souveräner Endspielsieg gegen Sebastian Zehnter sowie in Runde 6 ein Remis gegen das Urgestein Großmeister Lev Gutman. Wenn Tobias seine bisherige Form konserviert, ist einen Platzierung im Vorderfeld der Tabelle sehr wahrscheinlich.
Einen halben Zähler weniger als Tobias auf seinem Punktekonto hat momentan Gerlef Meins.
Nach einem Erfolg gegen Tomislav Bodrozic musste sich Gerlef bedauerlicherweise trotz hartnäckigen Widerstands in einem Endspiel mit gleichfarbigen Läufern nach 70. Zügen der Endspielkunst des Top-Großmeisters Igor Khenkin geschlagen geben. Ein Remis mit Weiß in Runde sechs gegen GM Sergey Kalinitschew ergibt im Augenblick 3,5 Punkte und Rang 16 für Gerlef. Mit etwas mehr Glück kann er sich sicherlich in der Tabelle noch etwas weiter voran arbeiten.
Ein schöne DEM spielt bisher auch der aktuelle Bremer Seniorenmeister Stephan Buchal (hier gegen Klaus Bischoff). Nach einer Niederlage in Runde 4 gegen GM Rene Stern – der vierte großmeisterliche Gegner von Stephan bei dieser DEM in Folge – gelang ihm ein schöner Sieg in Runde 5 gegen den ersten „Nicht-Großmeister-Gegner“ FM Michael Schulz. Ein weiterer souveräner Erfolg gegen Tomislav Bodrozic ließen das Punktekonto von ihm auf drei Zähler anwachsen. Das ergibt aktuell in der Tabelle Platz 22 – 12 Plätze über Stephans Setzlistenplatz. Es bleibt zu hoffen, dass Stephan in den letzten Runden diese gute Platzierung halten kann. Mit ein bisschen Fortune ist vielleicht sogar noch etwas mehr möglich.
Ebenfalls drei Zähler auf seinem Punktekonto hat nach einem etwas schleppenden Start auch Oliver Müller (rechts). Aus drei Duellen mit seinen LSB-Verbandskollegen (Remis gegen David Höffer (links), Siege gegen Matthias Krallmann und Olaf Steffens) machte Oliver 2,5 Punkte und ist damit aktuell auf Platz 26 der Tabelle. Er liegt damit 7 Ränge vor seinem Setzlistenplatz. Möglicherweise geht da sogar noch etwas mehr, denn mit Stephan Buchal wartet in der siebten DEM-Runde sogar sein vierter LSB-Gegner in Folge … .
Etwas besser als sein Startranglistenplatz 39 ist mit Rang 35 auch Rolf Hundack platziert. Rolf sammelte bisher zwei Punkte. Aus 2 verbandsinternen Begegnungen machte er einen Zähler (Niederlage gegen Olaf Steffens, Sieg gegen Dr. Joachim Asendorf) bevor er in Runde 6 nach hartem Kampf dem Hamburger FM Dr. Hauke Reddmann unterlag.
Aktuelle LSB-Sorgenkinder sind momentan dagegen Matthias Krallmann, Olaf Steffens, David Höffer und Dr. Joachim Asendorf.
Olaf macht die dreifach Belastung aus DEM-Berichterstattung, Beruf und Spielen sichtlich zu schaffen. Nach seinem ersten Sieg gewann er nur noch gegen Rolf Hundack und verlor dann noch zweimal. Platz 39 mit 2 Punkten entspricht einfach nicht Olafs wahrem Leistungsvermögen. Ich hoffe sehr, dass Olaf sich im Schlussdrittel des Turniers wieder fängt und noch ein paar Punkte bei dieser DEM macht.
Das hoffe ich ebenfalls für Matthias, David und Joachim. Alle drei haben im Augenblick magere 1,5 Punkte auf ihrem Habenkonto und liegen damit einträchtig auf Platz 41. (David), 42. (Matthias) und 43. (Joachim) nebeneinander.
David gelang nach seinem guten Auftakt (Remis gegen Klaus Bischoff) leider nur noch zwei weitere Unentschieden gegen Oliver Müller und Dr. Joachim Asendorf.
Matthias gelang gar in der letzten Runden bedauerlicherweise nur noch ein Remis gegen den FM Ullrich Krause.
Joachim schaffte neben dem Unentschieden gegen David immerhin noch einen Erfolg gegen Vadim Reimche. Für seine Ansprüche ist das aber sicherlich zu wenig. Auch bei Joachim macht sich die Doppelbelastung von Beruf und Spielen meines Erachtens deutlich bemerkbar.
Ich hoffe daher außerordentlich, dass alle 4 LSB-Sorgenkinder noch ein paar Erfolge bei dieser DEM feiern können. Denn es wäre schön, wenn alle LSB-Spieler mit positiven Erlebnissen diese Meisterschaft beenden könnten.
Daher ist es umso wichtiger, dass alle Mitglieder des LSB unsere Spieler bei der DEM aktiv unterstützen. Kommen sie daher vor Ort nach Verden und schauen sich die letzten Partien dieser Meisterschaft an. Als kleines Bonbon kann am Sonnabend auch die Werder-Legende Marco Bode dabei beobachtet werden, wenn er bei der Eröffnung der Schlussrunde der DEM am 29.11.2014 um 11.00 Uhr den Eröffnungszug bei einer Partie machen wird.
Insofern lohnt es sich doppelt, das aktuelle Geschehen bei der DEM entweder vor Ort oder auch live im Internet unter der Internet-Adresse www.dem2014.schachbund.de zu verfolgen.
Aktuelle Tabellen, Ergebnisse und Auslosungen der DEM findet man übrigens immer auch unter der Adresse
http://www.schachbund.de/dem2014/articles/dem2104_paarungenergebnisse.html
im Internet.
Ich würde mich sehr freuen, wenn noch viele Schachfreunde sich dieses für den LSB in den nächsten Jahren sicherlich einmalige Ereignis in Verden noch anschauen würden.
Wir sehen uns dann alle bei der DEM in Verden!
Dr. Oliver Höpfner